Ein Interview mit Jara über das Angeln in Frankreich

Dieser Artikel in Form eines Interviews sollte euch eure Fragen rund um das Angeln in Frankreich beantworten.

Nach dem einer unser Redakteure Jara schon das mehrmals aus Frankeich gekommen ist und mir immer erzählt hat, wie es dort war und was er gefangen hat, habe ich mir endlich gesagt, dass ich einige Fragen schreiben werde, welche euch interessieren könnten, wenn ihr nach Frankreich angeln fährt. Ich habe Jara also auf einen Kaffee eingeladen. Er hat meine Einladung angenommen und das Interview konnte losgehen. Welche Fragen ich gestellt habe und welche Antworten ich bekam, das könnt ihr in den folgenden Zeilen lesen.

Hallo Jara, ich möchte gleich am Anfang fragen, was hat dich an den französischen Revieren so begeistert, dass du immer wieder gerne wiederkommst?

Hallo Zdenek, danke für die Einladung. Frankreich bedeutet für mich viel, denn es ist hier eine Menge an schönen Gewässern mit Karpfen und vor allem sind hier viel günstigere Regeln für das Angeln von großen Karpfen. Ich bin schon viel wegen Fischen gereist und Frankreich ist in einer relativ erreichbaren Entfernung, es ist angenehm. Außer ihr wollt natürlich in den Süden von Frankreich fahren, dann wird es wohl euer Geld spüren.

Was sind die hauptsächlichen Unterschiede zwischen dem Angeln bei uns und in Frankreich?

Es gibt wirklich genügend Unterschiede. Am meisten passt mir, dass ihr an vielen Revieren in Frankreich nonstop angeln könnt. Nicht überall, aber an vielen muss man sich vorher informieren, ob es die Regeln ermöglichen oder nicht. Bei uns könnte ich solche Gewässer auf den Fingern einer Hand zählen, aber ich denke mit der Zeit wird es auch besser. Ein nächstes positives Fakt ist, dass man hier mit vier Ruten angeln darf. Es kommt zwar nicht so vor, aber bei dem Angeln von großen kapitalen Fischen spielt es eine gewisse Rolle. Die Chance ist vielmals höher, ich kann mehrere Varianten probieren, mehrere Stellen usw. Insgesamt gibt es hier nicht so viel Regeln und für die Karpfenangler sind hier sehr gute Bedingungen. Natürlich ist es auch, dass jedes Revier seine eigenen Regeln haben kann. Manchmal können zum Beispiel Boote verboten sein, wie gesagt, man muss sich diese Informationen vorher heraussuchen.

Wie viel kostet dich eine Woche Karpfenangeln in Frankreich?

Viele Angler denken, dass das Angeln in Frankreich eine sehr kostspielige Sache ist. Immer, wenn ich meinen Freunden sage, dass ich nach Frankreich zum Karpfenangeln fahre und frage, ob sie nicht mit mir fahren wollen, bekomme ich eine Antwort, dass sie sich es wahrscheinlich nicht leisten können. Dabei kostet es aber nicht so viel Geld. Ich mache am Ende immer eine finale Endrechnung, also habe Ordnung drin. Zum Beispiel mein letztes Mal hat mich 140 Euro inklusive der Erlaubnis gekostet, welche für 30 Euro war. Hier zähle ich aber nicht das Futter für die Fische und das Essen für mich, denn dafür gebe ich ungefähr gleich so viel aus, wie wenn ich zu Hause angeln gehe. Wenn man dazu noch in größeren Mengen fährt, zum Beispiel in drei oder vier Leuten, könnt ihr die Kosten teilen und ihr werdet dann wirklich sehr angenehm überrascht sein, dass ihr für einen solchen Angelurlaub doch nicht so viel Geld ausgeben werdet.

Und wie ist es mit dem Futter und den Ködern? Benutzt du die Gleichen wie bei uns?

In 90% der Fälle benutze ich das gleiche, wie bei uns. Es kann sich logisch nicht so viel unterscheiden, es sind doch immer nur Karpfen und es ändert sich an ihnen nichts nur weil sie in einem anderen Land sind. Das einzige, auf was ich achte, das sind die restlichen 10%, ist die Mischung des Futters. Diese muss nämlich auf solche Weise gemischt sein, dass ich gleichzeitig nicht die Welse anlocke, welche hier wirklich stark vertreten sind. Bei uns muss ich da nicht so viel nachdenken, aber hierher nehme ich zum Beispiel viele Tigernüsse, denn diese interessieren die Welse nicht so sehr.

Und welche sind deine beliebten Boilies?

Das, was ich unter dem Haken habe, kommt sehr auf die aktuelle Situation drauf an. Natürlich habe ich meine beliebten Boilies, welche hier sehr gut funktionieren, aber in Tschechien auch. Ich habe immer mehrere Arten an Boilies mit, um eventuell auf die Situation reagieren zu können. Ich kann aber nicht eindeutig sagen, was funktioniert, ich würde jedem das empfehlen, was man selbst will, in was man glaubt und mit was Erfolg auch zu Hause hat.  

Wie ist es mit den Fischen in Frankreich? Ist es dort besser, wie bei uns?

Obwohl ihr euch vielleicht wundern werdet, ist die Anzahl der Karpfen in Frankreich viel geringer als in Tschechien. Ich gehe aber von den Revieren aus, welche ich besucht habe. Karpfen werden hier nämlich nicht gezüchtet, es funktionier frei nach der Natur. Um viele kleine Karpfen kümmern sich die Welse, also ist die Anzahl dieser hier wirklich nicht groß. In privaten Gewässern kann es anders sein, aber ich rede von Vereinsgewässern. Es gibt hier aber viel mehr von den großen Karpfen, als bei uns. An den Vereinsgewässern angeln nicht so viele Leute Karpfen, was natürlich ein großer Vorteil ist. Natürlich werdet ihr an den großen Seen Karpfenangler sehen, welche sich an die kapitalen Stücke fokussieren. Zwischen die größten Gründe, warum es hier mehr große Karpfen gibt, ist es meiner Meinung nach aber, dass auf sie nicht so ein großer Druck wie bei uns ist. Die Großen lässt man hier ohne Ausnahme gleich wieder frei und wenn die Karpfen mehr als 60cm haben ist es verboten, sie wegen einem Foto kurz im Netz zu lassen.

Fährst du immer zu den gleichen Gewässern oder suchst du auch nach neuen Stellen?

Ich gehöre nicht zu den Angern, welche immer wieder die gleichen Stellen besuchen. Auch wenn ich hier wirklich viel Erfolg hätte, zieht es mich immer wo anders hin, etwas Neues auszuprobieren und sich einer neuen Herausforderung stellen. Manchmal komme ich doch zurück, aber maximal zwei Mal. Das Entdecken von neuen Lokalitäten macht mir einfach Spaß und deswegen versuche ich immer nach etwas Neuem zu suchen. Manchmal stoppe ich bei dem Rückweg bei einigen Revieren, welche ich in Zukunft besuchen will und ich frage nach Bedingungen, oder versuche eventuell einige Infos direkt von den Anglern zu bekommen, welche hier gerade angeln. Manchmal ist es wegen der Sprachbarriere nicht so einfach, aber meistens trinken wir ein Kaffee oder Bier zusammen und ich erfahre neue Infos, welche mir dann helfen. Einmal habe ich einen Tauschhandel gemacht – ich habe einigen deutschen Anglern ein paar Kugeln Boilies gegeben und bekam dafür einige Informationen über die Stelle. Nächstes Jahr habe ich sie dann wieder getroffen und bekam ein Bier als Dankeschön, denn sie haben mit meinen Boilies einen 18kg Karpfen gefangen. Manchmal ist es einfach lustig.

Was sind die Unterschiede zwischen den tschechischen und französischen Anglern?

Also erstens, die Franzosen sind keine Karpfenangler. In Frankreich werdet ihr einen Angler, welcher Karpfen angelt, nur sehr selten finden. Im Vergleich zu den tschechischen Anglern ist das wirklich ein dramatischer Unterschied und die Franzosen sind weit hinter uns. Das zeigt sich auch daran, dass wenn die Franzosen sehen, dass ihr Erfolg habt, kommen sie selbst zu euch und fragen nach. Ich versuche meistens so viel ich kann zu helfen, es handelt sich um gute Menschen, und wenn ich dann sehe, dass jemand von den auch erfolgreich ist, spüre ich Freude am Herzen.

Wie verhalten sich die Angler hier?

Oft sehe ich leider Müll an dem Wasser und das ärgert mich. Wenn ich Platz im Auto habe, versuche ich immer etwas mitzunehmen. Ein positives Fakt ist aber, dass ich mehrmals Kinder mit ihrer Lehrerin beim Aufräumen gesehen habe. Ein negatives Fakt ist, dass auch wenn die meisten Angler mit dem Auto kommen, trotzdem ihren Müll hierlassen, das verstehe ich einfach nicht.

Wie ist es hier mit den Angelzeiten am Tag, Maßen und Anzahl an Angeln?

Hier versteht sich in den meisten Fällen die Angelzeit, so lange es hell ist. Ich suche nach Revieren, wo man nonstop angeln kann. An einigen Stellen und Revieren kann man nur in gewissem Zeitraum von April bis Oktober angeln. An anderen wieder von April bis Dezember. Ansonsten kann man in Frankreich auf viel Ruten angeln, was ich schon oben beschrieben habe. Das gibt uns einen großen Vorteil und wie schon gesagt, kann man den Karpfen hier nicht im Netz halten, falls er mehr als 60cm hat. In der Nacht kann man hier auch nicht auf Köderfische und Würmer angeln. Darauf müssen die Angler wirklich sehr achten, denn es wird teuer bestraft.

Wie und wo kaufst du dir das Angelerlaubnis für Frankreich?

Das ist ein bisschen schwieriger. Am besten ist es, sich eine Erlaubnis für das ganze Jahr online zu kaufen, diese kostet 115 Euro, also nicht gerade viel und wenn ihr vorhabt, mehrmals im Jahr nach Frankreich zu fahren, lohnt es sich sicher. Früher habe ich die Erlaubnis immer so gekauft, dass ich an die Stelle gekommen bin und dort dann gefragt habe. In Frankreich funktioniert es aber ein bisschen anders, mal wird geschlossen sein, mal wird derjenige nicht anwesend sein, welcher die Erlaubnis ausstellen kann, mal haben sie keine mehr und mal schicken sie euch wo anders hin. Einmal habe ich wirklich einen ganzen Tag damit verbracht, mir eine Erlaubnis zu besorgen. Beim nächsten Mal habe ich mir dann vorher alle Stellen ausgesucht, wo ich sie kaufen kann, es war aber fast gleich. Der einzige Unterschied war, dass ich jetzt wusste wo ich hinfahren soll. Ihr werdet hier auch schwer mit jemandem reden können und falls ihr die Erlaubnis auf diese Art bekommen möchtet, schreibt euch vorher diesen Satz auf: Wo kann ich bitte eine Erlaubnis zum Angeln kaufen? (Où puis-je acheter un permis de pêche?).  Beim ersten Mal konnte ich es gar nicht sagen und zeigte immer nur das Stück Papier, aber nach einigen Versuchen habe ich dann wie ein geborener Franzose gesprochen. Ich persönlich empfehle es, sich die Erlaubnis über das Internet zu kaufen, denn die schwächeren Personen müssten es nicht schaffen.

Wie ist es hier mit dem Fischereiaufsehern?

Mit den Fischereiaufsehern habe ich nur positive Erfahrung gemacht. Ich habe noch nie jemanden arroganten getroffen, es handelt sich immer um nette Leute und wenn ihr alles in Ordnung habt, gibt es kein Problem. Meistens werdet ihr die Aufseher zu zweit treffen und einer von ihnen spricht eine Fremdsprache. Wenn sie sehen, dass ihr an eurer Stelle Ordnung habt und zum Beispiel eine Unterlage unter die Fische habt, dann werden sie zu euch sehr höflich sein. Ihr könnt von ihnen auch noch einige interessante Info bekommen. Manchmal kommen die Aufseher zusammen mit der Polizei. Ich wurde auch Mal so kontrolliert und alles war in Ordnung.

Ein letzter Tipp für diejenigen, welche auch nach Frankreich angeln fahren wollen?

Falls ihr nicht fahren wollt, sucht keine Ausreden. Falls ihr aber wirklich fahren wollt, aber immer noch vor etwas Angst habt, dann fürchtet nichts und fahrt einfach los. Ihr musst nicht bei ersten Mal erfolgreich sein, aber ihr werdet es sicher genießen.

Danke für das Intervier Jara und ich wünsche dir viele schönen Fische, nicht nur in den französischen Gewässern.

Angehängte Bilder

Zděněk Řeřucha Chefredakteur Zachytame.de

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