Spinnangeln auf Köhler

Artikel über das Spinnangeln im Meer und einer Expedition auf große Köhler aus Ende Juni, Anfang Juli.

Vor ein paar Tagen bin ich von einer Expedition aus Mittelnorwegen gekommen, welche ich als eine der schönsten und vor allem einfach besten, welche ich je erlebt habe, bezeichnen kann. Dafür ist ein Fisch verantwortlich, nämlich der Köhler. Der Köhler hat auch einen Spitznamen – Torpedo. Dieser sagt ganz eindeutig aus, dass es sich hier um einen kämpferischen aber gleichzeitig sehr schnellen Fisch handelt. Auf eine Spinnrute bis 200g werdet ihr mit einem Köhler Spaß haben, welcher zum Beispiel gerade mal 60cm hat. Wenn euch aber auf den Köder ein Köhler springt, welcher genau das doppelte hat, wird ihr nur staunen und mit großem Adrenalin in den Adern die langsam leerwerdende Spule mit der Angelschnur. Oft passiert es euch auch, dass ihr wirklich am Ende sein werdet und das nicht nur mit eurer Kraft, sondern zum Beispiel auch mit der Schnur. Wenn ich unmittelbar meine Beobachtungen bei den Kämpfen mit Köhler, welche über ein Meter hatten, notieren sollte, würden mit bestimmt ein Paar wenige Seiten Papier nicht reichen, ich würde sogar ein ganzes Notizbuch vollschreiben können, deswegen werde ich mich eher an die Informationen fokussieren, welche für euch wichtig sein könnten und vielleicht helfe ich auch jemanden, sich seinen Traum über einen wirklich großen schönen Köhler zu erfüllen. Es ist eine bessere Variante, wenn man den Kampf mit so einem schönen Fisch auf eigene Haut ausprobiert, als Details über den Kampfstyl dieses Fisches aus zweiter Hand zu hören. Also los gehts.

Ausrüstung zum Angeln von großen Köhlern

Vielleicht werdet ihr jetzt ein paar schon bekannte Phrasen hören, wie wenn ihr in einem Angelgeschäft neben dem Verkäufer mit den Ruten steht, welcher euch für jeden Preis etwas verkaufen will, was viel teuer als euere Vorstellung ist. Ich versuche mich in dem folgenden Artikel nicht wie so ein Verkäufer benehmen, ich muss aber eine wichtige Sache sagen. Im größten Teil der Fälle bezahlt man einfach für die Qualität und falls ihr mit einer Spinnrute wirklich einen Köhler fangen wollt, welcher über 100cm haben wird, dann müsst ihr euch auch darauf vorbereiten, dass es ein bisschen kosten wird. Aus der langfristigen Sicht ist es aber nicht so schlimm und ihr werdet vielleicht von den folgenden Sätzen überrascht sein. Wenn ich es zusammenfasse braucht ihr eine gute Rute, Spule, Schnur, Karabiner, Jig-Köpfe, Dreihaken, Gummiköder und Pilker. Bei den ersten drei erwähnten Sachen handelt es sich mehr oder weniger um eine langfristige Investition, welche euch bei gutem Umgang mehrere Jahre halten kann, also warum sollte man sich für so eine Rute und Spule nicht ein bisschen zuzahlen…Jetzt stellt ihr euch vielleicht eine riesige Summe für die Karabiner, Jig-Köpfe, Dreihaken, Gummiköder und Pilker vor. Das Paradox ist, dass ihr an diesen im Gegensatz zu anderen Angeltechniken relativ sparen werdet, nämlich aus dem Grund, dass ihr die Köhler im Großteil auf Tiefen von 50m und mehr fangen werdet. An solchen Tiefen kommt es viel weniger zu Verlusten durch Hindernisse. Als Beispiel kann ich dieses Jahr auch selbst dienen. Dadurch, dass ich mich wirklich nur auf Köhler fokussiert habe und nur auf den Tiefen von 50-200m geangelt habe, habe ich während der ganzen Expedition nur einen Köhler abgerissen. Es hat mir praktisch eine Schachtel von Karabinern, drei Pilker, zwei Beifänger und fünf Gummiköder mit Köpfen von 60-100g gereicht. Die restlichen Sachen habe ich gar nicht erst mit auf das Boot genommen und ließ sie im Haus. Das ist schon eine relativ angenehme Info, oder? Da ich aber schon das oben erwähnte Spielzeug ein bisschen erwähnt habe, sollte ich dazu wohl mehr sagen. Bei allem, was man zum Angeln von großen Köhlern braucht, werde ich über keine konkreten Marken sprechen, denn es sind keine wichtigen Infos, jedem sitzt etwas anderes und möchte niemanden in seine Wahl reden.

Spinnruten

Die geeignetsten Ruten sind die, welche von 50-200g sind. Früher habe ich in Norwegen mit Spinnruten bis 60g angefangen, welche ich dann auch zurück in Tschechien verwendete. Nach den Erfahrungen mit den Ruten für schwereres Spinnangeln habe ich diese sanften verlassen. Die Rute sollte eine Länge von maximal 2,6m haben, denn mit so einer Rute könnt ihr viel besser im Boot manipulieren und vor allem werden ihr niemanden anderen aus der Besatzung gefährden. Ich meine es wirklich ernst, den nicht habe schon eine Expedition mit einem Kollegen erlebt, welcher auf dem Meer das erste Mal war und dazu noch eine Rute hatte, welche ca. 3,5m lang war. Ich kann euch ehrlich sagen, dass das Angeln mit ihm auf dem Boot wirklich zum Horror wurde.

Angelrollen

Ich benutze eine Angelrolle mit einer 3000 Spule und Aufspulung von 200-300m und einer Schnur 0,25mm. Ich persönlich verwende eine geflochtene Angelschnur, was ich auf dem Meer fast als Pflicht ansehe. Man muss daran denken, dass die Angelrolle wirklich von einer guten Qualität ist, eine Metallspule und feste Bremse hat, an welche man sich verlassen kann und welche nicht durchrutscht. Die großen Köhler sind nämlich so stark, dass Angelrollen aus Plastik sehr schnell auseinanderfallen könnten. Diese Zusammensetzung, welche ich gerade beschrieben habe, kann ich eindeutig empfehlen, denn ich kann sie als ausgeglichenste beim Spinnangeln auf dem Meer bezeichnen.

Köder

Da sich die Köhler in der Regel in der Wassersäule in Tiefen von 50m und mehr aushalten, dann ist es wichtig nach Ködern zu greifen, welche wenigstens 50g haben. Ich kann nur die Gummiköder in einer Imitation von kleinen Köhlern empfehlen, welche in der Regel schwarz oder grau sind. Mit diesen benutzen wir Köpfe von 50-100g. Wie ich schon oben erwähnte, ist es besser nach Qualität, statt Quantität zu greifen. Statt der Gummiköder kann ich auch Pilker oder Beifänger empfehlen. Vor allem bei Pilkern ist es wichtig auf den Haken zu achten, denn viele Firmen ihre Pilker mit Ringen und Dreihaken ausstatten, welche für das Angeln von großen Köhlern absolut unnützlich sind. Deswegen statten wir vor der Expedition nach Norwegen fast alle Pilker mit besseren Ringen und Dreihaken aus. Bei unseren ersten Besuchen in Norwegen ist es uns nämlich ein paar Mal passiert, dass sich der Dreihaken von dem Pilker bei einem größeren Fisch geradegebogen hat und wir konnten dann nur noch bereuen, dass wir ihn nicht ausgetauscht haben.

Die Suche nach großen Köhlern

Die Grundlagen haben wir hinter uns und jetzt können wir uns auf die Informationen fokussieren, welche euch bestimmt viel mehr interessieren werden. Das heißt aber nicht, dass ich den Schwerpunkt nicht auf das oben beschriebene legen würde.

Stellen in der Nähe der Aquakulturen

Wir alle wissen sehr gut, dass wir die kleineren Köhler fast überall fangen können. Mit den größeren ist es aber eindeutig komplizierter. Die bekannteste und am meisten besuchte e Aquakulturen, sondern die Stellen in der Nähe von ihnen, welche mindestens 100m entfernt sind. Bei Aquakulturen könnt ihr wirklich schöne Köhler antreffen, oft auch kapitale Stücke. Meine Meinung ist, dass ihr aber ein wirkliches Monster, welches einfach riesig ist und schon etwas hinter sich hat, trotzdem nicht hier finden werdet. So ein Fisch wird sich schon von allein hier nicht aufhalten, weil es für ein großes Risiko sein könnte. Die Aquakulturen sind meistens tief in den Fjords und das sind nicht gerade Stellen, an welche die großen Köhler schwimmen würden. Ich behaupte aber nicht, dass man sie hier nicht finden kann. Köhler, welche um den einen Meter haben, kann man hier sicher fangen. Wenn es aber um Stücke geht, welche gegen 115-120cm haben, denke ich, dass es sich um einen wirklichen Zufall handeln wird. In den meisten Fällen ist es fast egal, auf welcher Tiefe ihr in der Nähe der Aquakulturen fangen werdet. Die Köhler schwimmen hier fast überall und deswegen können wir sie in 30m Tiefe aber auch in 100m fangen. Um aber etwas genauer zu sein, werdet ihr die größte Chance haben, wenn ihr auf Tiefen von 50-150m geht. Bei dem Angeln in der Nähe der Aquakulturen ist es wichtig, dass wir die Regel des norwegischen Fischerinstitutes einhalten. Wir sollten auch nicht vergessen, dass diese Aquakulturen irgendwie auch im Wasser verankert sind und dass sich also unter der Oberfläche eine große Menge an Seilen versteckt, an welchen ihr eure Köder abreißen könntet. Allgemein kann ich die Stellen in der Nähe der Aquakulturen für das Angeln von großen Köhlern als sehr gut bezeichnen, ich kann sie aber nicht voll empfehlen, denn wie ich schon gesagt habe, denke ich, dass wir ein wirkliches Köhler-Monster hier nicht antreffen werden.

Seeberge

Als viel bessere Stellen sehe ich persönlich Schelfs oder Seeberge. In der Regel sind diese Stellen relativ offen und deswegen kann man sie nicht regelmäßig besuchen, sondern nur bei gutem Wind und kleinen Wellen. In jeder Lokalität kann man gleich mehrere Seeberge finden. Es sind stellen, welche wirklich eine große Menge an Fischen verschiedenster Arten verstecken. Was die Köhler anbetrifft, ist es am besten, sie in der Nähe dieser Seeberge zu suchen. Oft kann es euch passieren, dass ihr einen Köhler direkt auf dem Seeberg fängt, in einer Tiefe von zum Beispiel 38m, obwohl überall 150m sind. Viel mehr Zeit verbringen große Köhler aber in der Nähe dieser Berge und es lohnt sich also viel mehr, um die Kanten zu fahren, wo es von den kleinen Tiefen in die großen übergeht. In solchen stellen parken die Köhler nämlich. Oft kann es passieren, dass ihr um den ganzen Seeberg herumfährt und keinen einzigen Köhler findet. Dann sind wahrscheinlich an diesen Stellen gerade keine Köhler und es lohnt sich so, zu einem anderen Seeberg zu fahren. Manchmal lohnt es sich aber, noch eine Runde um den Seeberg zu machen, aber noch ein bisschen weiter und in größere Tiefe zu fahren. Es ist mir oft passiert, dass direkt an den Kanten keine Köhler waren und als mich dann der Drift vielleicht 1km weitergetrieben hat und dann erst Erfolg hatte. Dann war es klar, dass die großen Köhler sich ein bisschen weiter von meinem beliebten Seeberg aufhalten. Einfluss darauf, wo sie gerade sind, haben auch Ebbe und Flut. Das hat mich relativ überrascht, denn ich würde das von Köhlern und Pollacks nicht erwarten. Ich kann aber noch nicht genau sagen, welchen Einfluss es auf die Köhler hat. Was ich so beobachtet habe, schwimmen Köhler bei Ebbe in größere Tiefen, also ein bisschen weiter von den Seebergen. Wenn Flut ist, konnte ich sie direkt an der Kante fangen. Manchmal auch direkt auf ihm. Nimmt aber diese Informationen mit ein bisschen Abstand, denn nicht immer war es eindeutig, aber in dem Großteil der Fälle war es so. Die beschriebenen Kreise um die Seeberge, welche ich immer mache, kann ich jedem empfehlen. Es würde sinnlos sein, eine Stelle zu verlassen, wenn wir nur einen oder zwei Drifte machen und keinen Erfolg haben. Oft verbringe ich wirklich viel Zeit mit dem Herumfahren und Angeln. Wenn ich dann aber nach zwei Stunden endlich an die Köhler antreffe, lohnt es sich.

Weiteren Stellen für Köhler werde ich wieder in meinen anderen Expeditionen widmen und vielleicht entdecke ich etwas Neues, was ich mit euch teilen kann.

Zum Schluss würde ich euch gerne noch ein paar Tipps für die Vorbereitung auf die Suche nach den Köhlern geben.

Ein wichtiger Helfer wird für euch ein Echolot mit GPS sein, mit welchen heute in Norwegen fast jedes Boot ausgestattet ist. Ich empfehle euch die Funktion der Aufnahme eurer Routen zu benutzen. Ihr werdet so sehen, wo ihr langgefahren sein und falls ihr erfolgreich sein werdet, könnt ihr dann wieder zurückkommen und den gleichen Drift nochmal durchführen. Eine weitere gute Sache ist das Speichern von Waypoints. Es ist gut, sich erfolgreiche Stellen zu speichern, denn auch wenn die Köhler schnell migrieren, halten sie sich oft weiter an den Stellen auf, wo ihr sie gefangen habt, also könnt ihr dann auch in den nächsten Tagen kommen.

Verschiedene Seeberge könnt ihr mit Hilfe der Internetseite Gulesider.no finden, wo ihr euren Ort eingibt und dann sjøkart drückt. Es zeigt sich dann eine Karte mit Tiefen und ihr könnt so die Seeberge und weitere Stellen für den Fang der Köhler suchen, noch bevor ihr auf das Meer fährt. Falls ihr euch nicht sicher seid, dass ihr direkt diese Stellen finden werdet, könnt ihr auch die GPs Koordinaten abschreiben und diese dann in das Echolot eingeben.

Ich wünsche euch viel Erfolg bei dem Angeln in Norwegen und freue mich auf euch bei einem der folgenden Artikel.

Angehängte Bilder

Zděněk Řeřucha Chefredakteur Zachytame.de

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