Kaltes Wasser und Karpfen

29. 04. 2025
Der Einbruch des Winters ist für Angler nicht unbedingt eine hoffnungslose Zeit – auch wenn sich die bequemeren unter uns bei kaltem Wetter oft nicht mehr an das Wasser wagen.

Doch wenn wir uns selbst mit Ausreden wie „Was soll ich bei diesem Wetter am Wasser, die Fische beißen ja sowieso nicht“ beruhigen, dann werden wir auch nicht viel fangen. Zwar bedeutet eine deutliche Abkühlung für karpfenartige Fische eine reduzierte Nahrungsaufnahme und geringere Aktivität, doch das heißt nicht, dass wir keinen Biss erwarten können. Man muss nur geduldig sein und anders vorgehen als im warmen Wetter.

Fütterung ist das A und O

Wenn ich die Wichtigkeit der Fütterung bei kühlem Herbst- und Winterwetter erwähne, meine ich damit nicht, die Futtermenge stark zu erhöhen. Wichtiger ist, dass die Fische unser Futter auch aus größerer Entfernung wahrnehmen. Dafür eignen sich verschiedene Aromen und Dips – allerdings sollte man nur solche verwenden, die auch in kaltem Wasser gut wirken. Ölbasierten Aromen fehlt in kaltem Wasser die Verbreitungsfähigkeit. Besser eignen sich wasserlösliche Substanzen wie süße Aromen auf Zuckerbasis, Vanillepulver oder alkoholische Essenzen. Wer mit Boilies angelt, sollte ein paar davon auch als Futter mit einem Geruchsteppich aus Paniermehl, Erde und Schrot kombinieren – so animiert man die Fische, nach den wohlriechenden Kugeln aktiv zu suchen. Gute Zusätze sind auch Raps, geriebene oder gemahlene Tigernüsse sowie eingeweichte oder zerdrückte Pellets.

Welche Köder sind geeignet?

Wer viele Tauwürmer hat, kann sie zerkleinert als Lockstoff verwenden – und natürlich auch direkt damit angeln. Doch das Interesse an Würmern nimmt mit sinkenden Temperaturen deutlich ab, ähnlich wie bei Kartoffeln und Teigwaren. Auch Brot, Brötchen und Knödel können wir weitgehend vergessen – höchstens kleine Mengen davon im Futtermix. Auch Mais und Erbsen verlieren zunehmend an Wirkung. Welche Köder also wählen?

Boilies oder etwas anderes?

Gerade im Herbst und zu Winterbeginn zeigt sich die Attraktivität von Boilies. Diese können zusätzlich gedippt werden (am besten mit wasserbasierten, nicht ölbasierten Mitteln, die sich in kaltem Wasser schlecht verteilen). Welche Boilies sollten wir wählen? Die Größe richtet sich nach dem zu erwartenden Fischbestand – bei vorsichtigen Bissen und fehlenden Hakenfassungen sollten kleinere Kugeln und Haken gewählt werden. Bei ständigen Bissen von untermaßigen Karpfen empfiehlt sich die Verwendung größerer Boilies.

Auch die Farbe spielt eine wichtige Rolle. Um die Aufmerksamkeit der Fische zu wecken, sind auffällige, kontrastreiche Köder hilfreich. Auf hellem Grund (z. B. in Baggerseen) funktionieren dunklere Köder (braune bis schwarze Boilies), auf dunklem Grund (Schlamm, Laub) eher helle oder grelle Farben. Auch fluoreszierende Köder können effektiv sein, persönlich finde ich sie aber zu auffällig.

Wichtig ist der Geschmack – oft entscheidend bei Boilies. In kaltem Wasser sind schärfere (Chili, Knoblauch, Paprika) sowie süßere Aromen (Zucker, Vanille, Banane, Frucht) geeignet. Boilies mit Nährstoffen oder hohem Proteingehalt (Leber, Krill, Fischmehl) funktionieren besonders bei größeren Fischen. Wer keinen Biss bekommt, sollte den Köder nach einiger Zeit wechseln. Wenn die Fische die Boilies mögen oder zumindest anknabbern, sollte man bei dieser Sorte bleiben – schon morgen kann sich ihr Geschmack ändern.

Die Wahl des richtigen Platzes

Mit dem Einsetzen dauerhafter Kälte ändern karpfenartige Fische ihr Verhalten – sie suchen nicht mehr aktiv auf langen Strecken nach Nahrung, sondern konzentrieren sich auf bestimmte Bereiche. Gelingt es, solche Stellen zu lokalisieren, ist das ein echter Fortschritt. Wir können nicht damit rechnen, Fische von weit her anzulocken – wir müssen vielmehr die Plätze finden, die sie selbst aufsuchen, dort gezielt füttern und dann den passenden Köder anbieten.

Bei sehr kaltem Wetter – noch vor dem Zufrieren – empfehle ich Stillgewässer mit tiefem Wasser und strukturreichen Zonen. Ideal sind Übergänge von Flach- zu Tiefwasser oder alte Flussbetten. Auch wenn sich Eisränder am Ufer bilden, ist das kein Hindernis – sie erschweren höchstens das Landen eines Fisches. Sehr interessant sind Zuflüsse, die langsam zufrieren – ebenso wie Abwasserausläufe, die wärmeres Wasser führen. Fische halten sich dort auf, auch wenn der Ort nicht besonders ästhetisch ist. Für den Verzehr ist ein Fang aus diesen Zonen jedoch nicht zu empfehlen – zum Angeln aber lohnenswert.

Gute Stellen sind auch tiefere Bereiche mit langsam strömendem Wasser, etwa oberhalb von Wehren oder in ruhigen Flussschleifen. Solche Abschnitte frieren durch die Strömung weniger schnell zu, und das Wasser bringt weiterhin Nahrung. Mit dem richtigen Futter kann man hier Fische anlocken – aber garantieren lässt sich das nie, es bleibt im kalten Wasser immer eine Art Lotteriespiel.

Die richtige Kleidung und Ausrüstung

Gute Kleidung macht den Unterschied – man muss nicht bibbernd am Wasser stehen, aber auch nicht unbeweglich eingepackt sein. Eine hochwertige Jacke, gefütterte Hose, Winterstiefel, Mütze (am besten über die Ohren) und passende Handschuhe (die man zum Köderwechsel sowieso auszieht) reichen. Wärmekissen für Schuhe oder Taschen sind ein nettes Extra, aber nicht zwingend nötig. Bei richtigem Frost sollte man keinen zu langen Aufenthalt einplanen – zwei bis drei Stunden reichen meist. Ich persönlich empfehle Kleidung der Marke FISHMACHINE.

Beheizte Zelte und Unterstände werden zwar beworben, haben mich aber nicht überzeugt – auch Bekannte waren nicht begeistert. Wenn mir wirklich kalt ist, gehe ich lieber ein Stück am Ufer spazieren – das wärmt und sorgt oft für den nötigen Zufall: Genau in dem Moment beißen die Fische, wenn man kurz weg ist. Aber nicht zu weit weg – ihr kennt ja die Vorschriften zur Anwesenheit bei den Ruten.

Unbedingt dabei haben sollte man eine Thermoskanne mit heißem Getränk (Tee, Kaffee oder – wenn man nicht fährt – ein schwacher Grog). Ein belegtes Brot oder ein paar Kekse machen den Aufenthalt angenehmer. Wer sitzen will, sollte einen Hocker oder Stuhl mit Unterlage dabeihaben – verwöhnte Angler vielleicht sogar eine beheizte Decke mit Akku. Ich bleibe an kalten Tagen lieber stehen.

Das Problem vereister Ringe

Im Winter benutze ich lieber Monofile, da geflochtene Schnüre deutlich schneller in den Rutenringen einfrieren (Glycerin hilft kaum, spezielle Pasten sind teuer und wirken auch nur begrenzt). Noch schlimmer ist das Einfrieren der Schnur auf der Spule – bei einem größeren Fisch kann eine gefrorene Schnur sofort zum Abriss führen. Eingefrorene Ringe kann man kurzfristig durch Eintauchen ins Wasser (nur die Ringe!) enteisen, aber sie frieren schnell wieder zu. Mit dünner Monofilschnur hat man deutlich weniger Probleme.

Mit dem Fisch vorsichtig umgehen

Zum Schluss noch etwas Wichtiges: Einen gefangenen Fisch, den man zurücksetzen will, sollte man niemals auf den Boden, ins Gras, auf Eis oder Schnee legen. Der schützende Schleim kann schnell festfrieren und bei der weiteren Handhabung beschädigt werden – das kann zu Infektionen führen und den Fisch das Leben kosten. Daher: wenn möglich im Wasser abhaken oder auf einer weichen Matte und ihn schnell zurücksetzen. Das gilt auch für „gewöhnliche“ Weißfische, nicht nur für Karpfen und andere wertvolle Arten.

Petri Heil – und viel Erfolg auch bei frostigem Wetter!

Angehängte Bilder

Zděněk Řeřucha Chefredakteur Zachytame.de

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