Das Angeln der Welse im Fluss Po muss nicht immer ein fröhliches Märchen sein

Ein Artikel über das Angeln der Welse im Fluss Po, wo wir nicht so viel Erfolg wie gedacht hatten. Nicht immer ist es hier einfach und lustig, manchmal ist es auch harte Arbeit ohne Fischen.

Viele Angler, welche an den italienischen Fluss Po fahren, kommen an diese Stellen gerne wieder, viele aber nie wieder. Jeder, welcher nämlich denkt, dass er ohne Erfahrung und Zeit bei der Suche der richtigen Stelle Erfolg haben wird, liegt falsch. Kein Wunder, dass manchmal gesagt wird, dass der Fluss Po ein Fluss ist, welcher für erfahrene Profis ist. Wie es hier aber wirklich ist beschreibt dieser Artikel. Macht euch also einen guten Kaffee und liest die folgenden Seiten.

Es ist das Jahr 2005, der Monat September und ich sitze auf Arbeit und plötzlich klingelt mein Handy. Auf der anderen Seite ist mein Angelkollege, welcher fragt „sag mal, wollen wir vielleicht nächste Woche zum Fluss Po fahren?“. Zuerst frage ich mich, ob er es ernst meint, aber dann denke ich mir, warum nicht. Ich nehme mir also frei auf der Arbeit, bereite alles vor und am Freitagmorgen fahren wir mit meinem Kollegen los. Der Weg verlief ganz gut und relativ schnell, es ist nicht so weit, also bis jetzt alles super. Wir kamen in das Camp, wo wir uns für 12 Euro pro Person und Nacht eingecheckt haben. Alles sieht hier relativ gut aus, das einzige Negative ist, dass die Entfernung zum Fluss fast einen halben Kilometer hat. Es ist hier aber ein Pier, wo man das eigenen Boot einparken kann oder sich eins ausleihen kann. Wir leihen uns also ein Boot aus und bringen die Sachen in die verschließbaren Fächer, welche auf dem Boot sind. Die teuren Sachen werden wir aber immer mit uns tragen.

Bis zum nächsten Tag haben wir alles vorbereitet und sind endlich auf das Wasser gefahren. Wir fragten vorher noch den Verwalter, wo wir hier in der Nähe Welse angeln können und dieser hat uns alles hilfsbereit auf der Karte gezeigt. Wir haben ein Boot mit 50PS Motor, haben ein bisschen Gas gegeben und in einer halben Stunde sind wir an die empfohlene Stelle gekommen. Auf dem Echolot sehen wir, dass hier eine Tiefe von 10m ist und in der Nähe einige Graben sind, welche sogar bis zu 20m reichen. Wir fangen mit unserer ausprobierten Taktik an und versuchen, einige Welse vom Boden anzulocken. Nach drei Stunden haben wir aber immer noch nichts. Die Welse reagieren nicht, es ist sehr warm, draußen muss wohl 40 Grad sein und das Wasser  hat 27. Wir denken uns, dass es so wahrscheinlich nicht gehen wird und wir fahren wieder zurück und möchten es abends nochmal versuchen. Dann sollte es logisch besser sein. Nach der Ankunft in den Hafen habe ich ein bisschen Spaß mit der Feederangel. Ich ziehe einige kleinen Karpfen raus, was ideale Köder für große Welse sein könnten. Es kommt der Abend und wir fahren endlich wieder auf das Wasser, dieses Mal an eine neue Stelle, wo eine Tiefe von 9m ist. Wir stellen die Ruten auf verschiedene Tiefen ein, meistens kurz über dem Boden und wir lassen das Boot driften. Diese Methode des Angelns wird hier wohl am öftesten verwendet. Auf dem Boot haben wir auch ein Elektromotor, dank welchem wir auch schön bremsen können, um nicht so schnell weg zu sein. Es dauert aber wieder mehrere Stunden und wir sind wieder ohne Erfolg. Wir versuchen an eine Stelle mit kleinerer Tiefe zu fahren und hoffen, dass sich hier die Welse aufhalten könnten…Und wieder nichts. Wir packen ein und fahren wieder zurück.

Am zweiten Tag wachen wir erst gegen Mittag auf. Es ist wieder sehr heiß, aber wir wollen es trotzdem wieder versuchen und fahren am Nachmittag wieder los, die Aufmerksamkeit der Welse zu versuchen. Wir versuchen sie wieder anzulocken und das in den Tiefen, Gruben, an den Gruben, in kleinen Tiefen, einfach überall. Manchmal kommen einige Fische, aber eine klassische Attacke vom Boden, wo der Wels den Köder richtig angreift, kommt nicht. Am Abend kommen wir wieder zu unserer Taktik vom vorherigen Tag, aber wieder ohne Erfolg. Langsam geht es uns auf die Nerven.

Die nächsten vielleicht zwei Tage sind wir auf dem Wasser immer von 10 Uhr morgens bis 15 Uhr nachmittags, aber immer wieder ohne Erfolg. Wir versuchen alles, was in unseren Kräften ist. Später gehen wir nochmal zu dem Inhaber des Camps, welcher ein sehr guter Welsangler ist. Diese bestätigt uns aber, dass die Welse gerade einfach nicht wollen. Eine Besatzung hatte hier zwar gestern Erfolg und zog einen Wels mit einer Länge von 230cm heraus. Nach dem wir ein Video und Fotos von ihnen sehen, sind wir wieder motiviert. Die nächsten Tage am Wasser leiden wir aber nur. Niemand hat einfach Erfolg. Es sind nicht nur wir, aber auch andere, welche keine Welse fangen können. Und wenn schon, dann ist es nur ein Zufall und wir wissen nicht mehr, was wir davon halten sollen.

Am nächsten Tag fahren wir auf das Wasser, aber es kommt ein Gewitter. Wir fahren also wieder zurück und sobald es ein bisschen ruhiger wird, machen wir los. Jetzt muss aber verdamm nochmal etwas kommen. Und wirklich, es kommt ein Fisch, wie ein starker tritt, ich ziehe aber in die Leere. Stellt euch das vor, nach so vielen Tagen von nichts…Danach kommt nichts mehr und wir fahren wieder zurück, unser Schlafdefizit aufzuholen. Im Camp analysieren wir die Situation und überlegen, was wir machen könnten. Mein Kollege war hier mehrmals und sagt mir, dass er nichts ähnliches erlebt hat. Wie kann es sein, dass wir in einem Revier voller Welse keinen einzigen fangen können? Wir beschließen, dass wir am nächsten Tag zum Kanal und in seine Nähe fahren werden.

Wir kommen zum Kanal, welcher ca. 60m breit ist und die Tiefen hier von 3-10m sind. Wir sind aber auch an Passagen getroffen, wo eine Tiefe von 18, 20m war. Wir versuchen sie anzulocken, suchen und probieren neue Stellen, aber es bleibt gleich, wie bisher. Wir fahren weiter und kommen an eine Stelle voll mit Kanten und Rückströmen. Wir versuchen die Ruten in verschiedene interessante Stellen zu werfen und da die Fische wieder nicht wolle, erzählen wir uns mit einem Kollegen wenigstens ein bisschen. Er sagt mir, was alles er hier schon erlebt hat und ich schüttle nur unglaubend mit dem Kopf, wenn ich es mit der jetzigen Situation vergleiche und ich hier das erste Mal bin. Er widerspricht mir aber, dass es hier einfach so ist. Manchmal hat man hier wirklich super Erfolg und manchmal trifft man eben einen Zeitraum, in welchem nichts kommt. Langsam werden wir müde und wir beobachten deswegen liegend die Sterne und hoffen, endlich die Bremse zu hören. Nach einer weiteren halben Stunde kommt aber ein Fisch, mein Kollege kämpft und zieht, aber keiner der Dreierhaken hilft und der Wels ist weg. Die Rute werfen wir wieder in die gleichen Stellen, von wo der Fisch gekommen ist, die anderen lassen wir, wie sie waren. Wir geben den Fischen noch ein paar Stunden, versuchen sie anzulocken, aber fahren ohne Erfolg wieder zurück.

Der letzte Tag ist hier und wir beide wollen es nicht glauben, dass wir bisher keinen Wels herausgezogen haben. Wir fahren am Morgen los, aber sobald die Sonne anfängt zu scheinen, fahren wir wieder zurück in unser Ferienhäuschen mit Klimaanlage, wo es viel angenehmer ist. Am Abend fahren wir nicht mehr mit dem Boot, aber nehmen die Ruten und angeln vom Ufer. Wir haben interessante Stellen gefunden, eine an einem umgefallenen Baum, andere bei der Kante. Um 22 Uhr lege ich mich in die Liege und hoffe, dass heute endlich etwas kommen wird. Wir trinken Bier, beobachten die Umgebung und plötzlich hören wir die Klingel, die Rute biegt sich und es folgt ein langsamer Zug. Ich ziehe, aber verfehle den Fisch wieder. Ich ziehe die Montage heraus und sehe, dass der Wels den Köder genommen hat, sich aber nicht gefangen hat. Damit können wir aber nichts machen, denn sonst riskieren wir, dass der Wels erschrickt. Naja, wir müssen weiterkämpfen. Es kommt noch ein Fisch, welcher mehrere Meter der Schnur nimmt, aber ich verliere ihn wieder. Dann sind wir leider gezwungen einzupacken und am nächsten Tag fahren wir nach Hause. Ich war hier das erste Mal und ich würde auch gerne wieder zurückkommen. Das Revier hier ist einfach großartig und ihr bekommt ein Gefühl, dass ihr nie wissen könnt, welchen Wels ihr hier fangen könnt. Die Fische haben hier gigantische Größen und deswegen ist es wichtig, durchhalten. Im Camp zeigen uns unsere Kollegen aus Deutschland ihre Fische und wir bekommen noch einige neue Infos, welche wir bei unserem nächsten Besuch nutzen können.

Einige Erkenntnisse über den Fluss Po, welche gut sein könnten

Das Angeln ist nicht einfach, so wie es manchmal auf den Videos mit den riesigen Fischen aussehen könnte. Dieser Fluss ist wirklich riesig und es ist nicht einfach, gute Stellen für das Angeln zu finden. Oft ändert sich hier auch der Boden und die Oberfläche. Manchmal kann der Fluss 1km breit sein, manchmal nur einige 100m. Die Tiefe ist hier immer anders, mal findet ihr ein Stück mit 2m, mal eins mit 15-20m. Oft ändert sich also die Breite und Tiefe und die Strömung ist auch sehr unvorsehbar. Dadurch, dass hier auch große Schiffe fahren, kann sich in einer halben Stunde vieles ändern. Die großen Schiffe können nämlich ordentliche Wellen und Ströme machen. Man muss auch sehr vorsichtig sein, wenn man irgendwo hinfährt. Es kann passieren, dass ihr ein 1m großen Stamm trifft, was das Boot relativ viel beschädigen kann. Wenn es hier zu ziehen anfängt, könnt ihr auch auf starke Wirbel kommen, welche auch 3m im Durchmesser haben können. Das macht das Angeln viel schwerer und ist auch gefährlich. An diesem Fluss müsst ihr euch einfach mit Respekt verhalten.

Es ist wichtig, gute und feste Ausrüstung zu haben. Meistens wird hier das Stippangeln, Spinnangeln verwendet, angelockt, auf Grund oder mit Boje geangelt. Es kommt auf die Stelle drauf an. Manchmal ist die eine Technik gut, manchmal die andere. In der Regel ist das Verankern der Boje sehr problematisch, da die Strömung sehr stark ist und alles wegnimmt. Auf dem Fluss Po brauch ihr auch ein richtiges Boot, keins zum Paddeln  oder mit 5PS Motor. Das könnt ihr vergessen. Wenn ihr so ein Boot nicht habt, könnt ihr es euch sicher ausleihen. Der Preis ist aber nicht gerade billig.

Zum Schluss würde ich gerne sagen, dass mein anderes Mal in diesem Revier ganz anders war, wie das, was ich gerade beschrieben habe. Ich habe meinen ersten Wels über 2m bewältigt und wir sind im Frühling gekommen, wo die Fische mehr Lust haben. Einige wunderschöne Wese habe ich auch verloren, aber ich habe es wirklich genossen. In diesem Artikel wollte ich eher beschreiben, wie problematisch es hier sein kann, denn viele Angler haben nur positive Meinungen zum Fluss Po und hören oft nicht, dass es hier nicht einfach ist. Deswegen ist hier ein weiterer Artikel, welcher euch warnen wollte, dass ihr auf alles vorbereitet sein müsst. Ich glaube, dass ihr auf dem Fluss Po erfolgreich sein werdet und nicht oft solche Zeiten erlebt, in welchen ihr keinen Wels fangen werdet. Und wenn ja, denkt daran, dass es das nächste Mal wohl ganz anders sein wird und ihr vielleicht einen neuen Rekord machen werdet.

Angehängte Bilder

Zděněk Řeřucha Chefredakteur Zachytame.de

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